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Josquin502 – Bibliographie

Heute, am 27. August 2023, dem 502. Todestag von Josquin Desprez veröffentliche ich eine erste Version einer aktuellen Bibliographie.

Die Literatur zu Josquin Desprez ist sehr umfangreich. Die Bibliographie kann zum aktuellen Zeitpunkt keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Sie ist weiter im Entstehen begriffen und wird laufend aktualisiert. Beim Aufbau folge ich der Idee von David Fallows und gliedere das Literaturverzeichnis chronologisch (und dann alphabetisch).

Ganz grob lässt sich die Forschung in die Jahre aufteilen, in denen angenommen wurde, dass Josquin Desprez 1440 geboren wurde und diejenigen, in denen man vom einem Geburtsdatum zwischen 1450 und 1455 ausgeht.

Gleich zu Beginn der Bibliographie findet sich der Artikel “Deprès ou Despres (Josquin)” von François-Joseph Fétis aus dessen Biographie universelle des musiciens et bibliographie générale aus dem Jahr 1861. Bemerkenswerterweise hat bereits Fétis die Kontroverse um das Geburtsjahr sehr gut auf den Punkt gebracht:

La date précise de la naissance de Josquin Desprès est un mystère que les efforts des biographes n‘ont pu pénétrer. Il est des auteurs qui l‘ont fait remonter jusqu‘en 1440, mais il est peu vraisemblable qu‘elle soit si ancienne, car il est remarquable que Tinctoris, qui écrivit son traité du contrepoint en 1477, et qui a cité les noms de tous les musiciens célèbres de son temps, qui certes aurait eu déjà une brillante renommée s‘il eût alors atteint l‘âge de trente-sept ans. […] Au reste, Josquin Desprès n‘a pas dû naitre plus tard que 1450 ou 1455, car il fut chantre de la chapelle pontificale antérieurement à 1484, et il est ne devait pas avoir moins de vingt-cinq ans lorsq‘il fut admis dans cette chapelle.

Fétis, Francois Joseph (1861) Deprès ou Despres (Josquin), in Biographie universelle de musiciens et bibliographie générale de la musique: deuxième édition. Paris: Librairie de Firmin-Didot et Cie., S. 473

Erst über 125 Jahre später ist es Pamela Starr sowie Lora Matthews and Paul Merkley gelungen, mit Johannes Stokem (Starr) und Juschinus de Kessalia (Matthews/Merkley) zwei Musiker zu identifizieren, die fälschlicherweise für Josquin Desprez gehalten wurden. Diese Annahme hat dazu geführt, dass es zu fälschlichen Annahmen für die gekommen ist. Mit den Forschungen wurde sowohl das Geburtsjahr von 1440 auf 1450 bis 1455 verschoben (Matthews/Merkley) als auch Josquins Jahre in der päpstlichen Kapelle um drei Jahre verkürzt. Der Eintritt erfolgte erst 1489 und nicht schon 1486.

Mit Blick auf die chronologische Bibliographie lässt sich feststellen, dass erst die Literatur nach 1998 die Korrekturen der Biographie berücksichtigt, was vor allem Auswirkungen auf biographische Literatur als auch insbesondere auf Literatur, die sich mit der Datierung von Werken beschäftigt, hat.

Seit den Feierlichkeiten zum 450. Todesjahr von Josquin Despez (1971) – und insbesondere mit dem Erscheinen eines opulenten Tagungesbandes im Jahr 1976 – ist die Zahl der wissenschaftlichen Beiträge über Josquin Desprez deutlich angestiegen. Weiter über 1.000 wissenschaftliche Artikel und Bücher existieren, dazu zahllose weitere, die sich am Rande mit Josquin beschäftigen und nicht in der Bibliographie verzeichnet sind.

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Josquin501

Mit dem 27. August 2022 endet das 500. Todesjahr von Josquin Desprez. An diesem Tag feiere ich gleichzeitig das einjährige Bestehen dieser Website. Auch wenn die Anzahl der Veröffentlichungen hinter meinen eigenen Erwartungen geblieben ist, danke ich für das Interesse an der Website und für die Rückmeldungen.

Das Jubiläumsjahr stand immer noch im Zeichen der Pandemie, trotzdem gab es eine Reihe von Veranstaltungen und Veröffentlichungen, die Josquin in den Vordergrund gerückt haben, dazu zählen die Aufführung aller Messen durch die Tallis Scholars im Pierre Boulez Saal in Berlin. Für mich persönlich ein unvergessenes Erlebnis.

Zu den wegweisenden Veröffentlichungen zählt für mich auf jeden Fall Jesse Rodins Artikel “The Josquin canon at 500“, der einen in Gemeinschaft mit Joshua Rifkin erstellten Appendix enthält, der einen aktuellen Blick auf die Authentizität der Werke Josquins wirft (erschienen in Early Music 2022, S. 1-26).

Ich arbeite aktuell an einer Übersicht über alle Werke, die es auch musikwissenschaftlichen Laien ermöglichen soll, einen Eindruck von der Vielfältigkeit der Musik Josquins zu erhalten. Darüber hinaus soll diese Übersicht einen neuen Zugang zu einer Bewertung der Authentizität der Werke Josquins bieten. Diese Übersichten zu einzelnen Werken sollen sukzessive über einen längeren Zeitraum auf dieser Website erscheinen. Daneben sind eine Diskographie, ein Literaturüberblick und Beiträge über die Quellen und zur Quellenkunde insgesamt geplant.

Bei deutlich über 300 Werken, die mindestens eine Zuschreibung zu Josquin enthalten, ist das ein größeres Projekt, das einiger Vorbereitung bedarf. Bleiben Sie geduldig! Anregungen, Kritik und Vorschläge sind weiterhin sehr willkommen. Nutzen Sie dafür das Kontaktformular. Danke!

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